Ein Hinterhaus ,
kleine verwinkelte, unmöblierte Zimmer, zugeklebte Fenster, typisch holländische
Halsbrechertreppen, ein zur Seite geschobenes Bücherregal vor einer weiteren
Treppe. Wir befanden uns im weltberühmten Anne Frank Haus in Amsterdam.
Am 4. Oktober 2012 nahmen 5 Schüler aus der Klasse 8c an einer vom Falkenzentrum Süd organisierten Gedenkstättenfahrt nach Amsterdam teil. Schon am frühen Morgen traf sich die aus drei Schulen zusammengesetzte Schülergruppe, um sich mit einem Reisebus auf den Weg in die Welt von Anne Frank zu machen. Nach einer aufregenden Fahrt durch die niederländische Grachtenstadt erreichten wir die Prinsengracht 267. Dort erwartete uns eine kurze Information über die jüdische Familie Frank (Herr und Frau Frank, Anne und Margot), die sich von Juli 1942 bis August 1944 zusammen mit einer weiteren dreiköpfigen jüdischen Familie und einem Zahnarzt, in dem Hinterhaus vor den Nazis versteckte. Am 4. August 1944 wurden die Untergetauchten festgenommen und in Konzentrationslager verschleppt. Über ihre Zeit im Hinterhaus führte Anne Tagebuch. Nach der Einführung begann der Rundgang durch das schmale Hinterhaus, das uns eine Menge über das angsterfüllte Leben der Eingesperrten, die jeden Tag damit rechnen mussten, verraten zu werden, erzählte. Wir spürten die beklemmende Enge, die in den kleinen Zimmern bei den vielen Personen zu häufigem Streit führte. Wir konnten uns die angespannte Lage der Bewohner vorstellen, die sich tagsüber leise verhalten mussten und niemals mehr das Sonnenlicht sehen konnten. Rad fahren, tanzen, pfeifen, die Welt sehen, mich jung fühlen, wissen, dass ich frei bin - danach sehne ich mich. Diese Sehnsüchte beschrieb Anne Frank am 24. Dezember 1943 in ihrem berühmten Tagebuch. Das Kernstück der Ausstellung ist das kleine Zimmer, das Anne mit dem Zahnarzt teilen musste. Hier entstand das Tagebuch. An den Wänden sieht man verblichene Zeitungsausschnitte über die Stars der damaligen Zeit. Auch das in rotweißen Stoff eingebundene und mit einem kleinen Schloss versehene Tagebuch, weitere Bände und lose handgeschriebene Blätter werden in dem Haus ausgestellt.
Jetzt sollt ihr mehr über das kurze Leben der Anne Frank erfahren. Sie wurde am 12. Juni 1929 in Frankfurt am Main geboren. Die jüdische Familie flüchtete im Jahre 1933 vor den Nazis in die Niederlande nach Amsterdam. Am 6. Juli 1942 tauchte die Familie Frank im Hinterhaus von Otto Franks Firma unter. Am 12. Juni 1942 hatte Anne ihr Tagebuch zum 13. Geburtstag geschenkt bekommen. Sie schrieb von diesem Tag an fast täglich über alle Ereignisse und die Probleme, die die Bewohner im Hinterhaus hatten. Ihr letzter Tagebucheintrag war am 1. August 1944. Sie und ihre Mitbewohner wurden verraten und am 4. August 1944 von den Nazis festgenommen und in Konzentrationslager verschleppt. Anne starb mit 16 Jahren am 31. März 1945 im Konzentrationslager in Bergen-Belsen an Typhus. Ihre Mutter und ihre Schwester kamen ebenfalls in einem Konzentrationslager um. Ihr Vater, Otto Frank, überlebte das Konzentrationslager Ausschwitz und erhielt nach seiner Rückkehr Annes Tagebücher von seiner ehemaliger Mitarbeiterin, Miep Gies, die die Schriftstücke vor den Nazis versteckt hatte, ausgehändigt. Miep Gies, ihr Mann und andere Angestellte von Otto Frank hatten die Untergetauchten mit Lebensmitteln, Büchern, Schreibmaterial und Kleidung versorgt, wodurch sie ebenfalls in Lebensgefahr gerieten. Ich bin keine Heldin, sagte Miep Gies in einem Interview und stellte ihre Hilfe für die jüdische Familie als selbstverständlich dar. Doch wir sind der Meinung, dass es heldenhaft ist, das eigene Leben für andere zu riskieren. Otto Frank veröffentlichte später Annes Tagebuch. Wer die Untergetauchten verraten hat, ist bis heute nicht geklärt und wird auch nie geklärt werden.
Zurück zu unserem Ausflug: Nach dem bedrückenden Aufenthalt im Hinterhaus durften wir bei strahlendem Sonnenschein frei die Stadt Amsterdam erkunden. Das nebenstehende Foto entstand an dem kleinen Anne Frank Denkmal vor der Westerkerk, deren Glocken Anne in ihrem Versteck so oft gehört hat. Auf unserem Spaziergang durch die niederländische Hauptstadt ist uns ganz besonders aufgefallen, dass es dort von Radfahrern nur so wimmelt und dass diese keine Rücksicht auf Fußgänger nehmen. Der Weg zum Treffpunkt mit dem Bus war sehr knifflig, wir mussten einen Stadtplan studieren. Eine seltene Übung in Zeiten des Navis!
Abschließend sind wir der Meinung, dass jeder das Tagebuch der Anne Frank lesen sollte und sich mit der Thematik auseinandersetzen sollte, damit so etwas nicht wieder passieren kann.
E. Görtz (8c), A. Mika (8c), M. Schwan
Franz-Dinnendahl-Realschule, Schönscheidtstr. 174, 45307 Essen
© Franz-Dinnendahl-Realschule, Schönscheidtstr. 174, 45307 Essen