Kray. Wenn morgens der Frost auf den Dächern glitzert, blickt so manche Mutter besorgt dem Tag entgegen. Gern würde sie ihr Kind mit warmer Mütze, dickem Anorak und wasserdichten Schuhen zum Kindergarten schicken, doch für ordentliche Winterkleidung fehlt einfach das Geld.
Im Wachstumsalter braucht der Nachwuchs fast jedes Jahr ein neues Sortiment an Pullovern, Hosen und Unterwäsche. Bei knappen Finanzen muss der Kauf einer neuen Jacke für die kalten Temperaturen schon einmal verschoben werden. Die Ärmel mögen bereits zu kurz sein, ein weiteres Jahr bieten sie wenigstens bis zu den Handgelenken Wärme. Katja Rehder, stellvertretende Leiterin des VKJ-Kinderhauses Sim Sala Grim und Motopäde Oliver Sander von Kita und Familienzentrum Fünfhandbank kennen die Familien, bei denen Geld und Kleidung knapp sitzen. Sie wissen aber auch, dass Eltern diesen Mangel auf keinen Fall zum offenen Gesprächsthema machen wollen.
Wenn ich solchen Müttern und Vätern einfach eine warme Jacke schenken wollte, würden sie ablehnen, sagt Oliver Sander. Damit aber die Kleinen in den Wintermonaten nicht unzureichend bekleidet auf dem Kindergartengelände herumtollen, haben die Betreuer ein helfendes System entworfen. Katja Rehder erzählt: Wenn etwa Sohn oder Tochter beim Toben ihre Kleidung schmutzig gemacht haben, gibt es von uns Wechselwäsche, die von den Eltern später nicht zurückgegeben werden muss.
Für solch freundliche Gesten brauchen die Kita-Mitarbeiter Jacken, Schuhe und Pullover in allen Größen. Einen umfassenden Vorrat erhalten sie durch den Einsatz von Jungen und Mädchen der Franz-Dinnendahl-Realschule. Engagierte Neuntklässler haben zwei Wochen lang Kinderkleidung für die kalten Monate gesammelt. Sie haben Plakate gestaltet und Flyer verteilt, um auf ihr Projekt aufmerksam zu machen. Mittels Elternbriefen erreichten sie auch spendenfreudige Mütter und Väter.
Jetzt stehen sie zwischen hochgestapelten Kleidungsbergen, die sie freudig an die Kitas Sim Sala Grim und Fünfhandbank weiterleiten. Die Schülerinnen Tugce, Alisia und Özlem haben bei der Aktion mitgemacht. Viele Leute sind gekommen und haben Kinderkleidung zur Schule gebracht. Die Idee ist bei allen sehr gut angekommen, erzählt Tugce.
Die Kleidersammlung hat sich bereits im letzten Jahr bestens bewährt, als Bezirkskinderbeauftragter Horst Schleifenbaum gemeinsam mit Schulleiter Holger Heneweer das Projekt ins Leben rief. Fünf Zentner Wäsche haben Eltern letzten Winter gespendet, dieses Jahr wird es wieder eine ähnliche Menge sein, erklärt Schleifenbaum mit Blick auf die Kleiderberge.
Dabei ist die Sammlung durch die Schüler nicht nur eine gute Tat zur Weihnachtszeit, das Projekt bindet Religionslehrerin Manuela Bonnenkamp auch in den laufenden Unterricht ein. Mit dieser Aktion vermitteln wir den Schülern, was soziale Verantwortung bedeutet, sagt sie. Die Jungen und Mädchen erfahren, was sie selbst in ihrem Stadtteil bewegen können.
Die Spendenaktion soll kein Einzelereignis im Schulalltag bleiben. Der Einsatz der Schüler hat Lehrern und Eltern gezeigt, dass der Nachwuchs keine Scheu hat, Verantwortung zu übernehmen. Schulleiter Holger Heneweer kann sich durchaus weitere soziale Projekte für die nächsten Klassen vorstellen. Der Erfolg der Aktion zeigt uns, dass solche Projekte lohnenswert sind, erzählt er. Wir verstehen uns als Schule im Stadtteil, unsere Schüler unterstützen das soziale Miteinander.
Franz-Dinnendahl-Realschule, Schönscheidtstr. 174, 45307 Essen
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